der neue Roman von COLSON WHITEHEAD ist am 3. Juni 2019 mit dem Titel DIE NICKEL BOYS als Hardcover im Carl Hanser Verlag erschienen.
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Ich habe viele Rezensionen über dieses Buch gelesen und war sehr neugierig, wie diese Geschichte auf mich wirkte.
Und hier ist meine Rezension dazu:
"Dort wurde ich zu dem, der ich bin." Seite 10
📚 Zum Inhalt 📚
Florida, Anfang der sechziger Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt. Erneut bringt Whitehead den tief verwurzelten Rassismus und das nicht enden wollende Trauma der amerikanischen Geschichte zutage. Sein neuer Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, ist ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit.
Sogar als Tote machten die Jungs noch Ärger. (1. Satz)
📚 Mein Leseeindruck 📚
Ziemlich düster, aber auch spannend und erwartungsvoll, startet der Autor mit seinem Prolog. Ein vergessener Friedhof, der verschüttet wurde. Allerdings spürt man in jeder Zeile, dass es mit diesen Toten etwas ganz besonderes auf sich hat. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn dieser Friedhof des Nickels nie entdeckt worden wäre, aber wer hätte die Todesfälle dann aufgeklärt? Hat nicht jeder Tod eine Erklärung verdient? Mir war auf jedem Fall nach dem fünfseitigen Prolog klar, dass ich auf den nächsten Seiten ungeheuerliches über die Besserungsanstalt erfahren würde.
Und genau so war es dann auch. Der Autor beschreibt aus Sicht des Protagonisten Elwood das Leben von damals, nämlich in den 1960ern und heute. Elwood zeigt sich irgendwie besonders. Er ist begabt und schafft es sogar, als einzigster der Familie, zu studieren. Doch dann macht er einen Fehler und landet in der Nickel Academy, einer Besserungsanstalt. Nun zeigt der Autor auf, wie sehr das Thema Rassismus sich auf die Gesellschaft auswirkt.
👍
Ich finde des Schreibstil sehr passend. Er bringt Dinge auf den Punkt, beschönigt nichts, lässt aber dem Leser noch genügend gedankliche Freiheit.
Die Story wirkt durch Elwood sehr lebendig und man mag es sich kaum vorstellen, dass diese oder solche Geschichten realistisch sind.
👎
Bei all den Beschreibungen rund um die Besserungsanstalt haben mir die etwas heftigeren Szenen gefehlt. Okay, das kann durchaus vom Autor so gewollt sein, dennoch hätte es das Thema Rassismus im Gefängnis noch weiter verdeutlicht.